Psyche-bei-Diabetes.jpg

Probleme mit der Stoffwechsel-Einstellung lösen bei Menschen mit Diabetes häufig Stress aus. Die mentale Anspannung führt ihrerseits dann wieder zu Schwierigkeiten beim Management der Blutzuckerwerte – es entwickelt sich ein Teufelskreis, der sich in der Regel nur durchbrechen lässt, wenn in der medizinischen Behandlung auch die psychische Verfassung der Betroffenen berücksichtigt wird. Worauf dabei zu achten ist, erläutert der Fachpsychologe Adrian Grimshaw.

Beim Umgang mit Diabetes im Alltag spielt auch die psychische Verfassung der Betroffenen eine Rolle. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Depressionen meist zu einer schlechteren Stoffwechsel-Einstellung führen. Probleme mit den Blutzuckerwerten können auf der anderen Seite ebenfalls negative Folgen für die Psyche haben – die Wechselwirkungen zwischen körperlichen und mentalen Symptomen beschäftigen deshalb auch das medizinische Fachpersonal. Anlässlich der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Wiesbaden gab Fachpsychologe Adrian Grimshaw vom Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ) in Bad Oeynhausen einen Einblick in Ursachen und Behandlung von psychischen Erkrankungen bei Diabetes.

Statistische Erhebungen zeigen laut Grimshaw, dass psychische Probleme und Diabetes häufig gemeinsam auftreten. Menschen mit Diabetes haben – je nach Studie – ein um 30 bis 60 Prozent erhöhtes Risiko, eine Depression zu entwickeln. Etwa 40 Prozent aller Menschen mit einer Depression erkranken im Lauf ihres Lebens zusätzlich an Typ-2-Diabetes. Auch das ist ein erhöhter Wert. Gleichwohl ist nicht jedes Stress-Empfinden im Zusammenhang mit der Diabetesbehandlung krankhaft, macht der Fachpsychologe deutlich. Dass zu hohe oder zu niedrige Werte bei Menschen mit Diabetes auch mal Ärger oder Frust auslösen, sei ganz normal, so Grimshaw.

Abwägungen sind Teil des Alltags
Bei Typ-1-Diabetes sind es meist jüngere Menschen, die den Umgang mit der Erkrankung als übermäßig stressig erleben. “Die Spontanität geht in vielen Bereichen verloren”, erklärt der Fachpsychologe. Das bedeutet vor allem für Jugendliche einen Verlust an Lebensqualität. “Sie müssen sich selbst als chronisch krank akzeptieren, ohne sich minderwertig zu fühlen.” Ratschläge oder Belehrungen der Eltern werden in diesem Alter oft nicht gern angenommen, was die Stoffwechsellage zusätzlich verschlechtern kann. Junge Menschen mit Diabetes müssen außerdem lernen, wie ihr Körper auf Streit und Konflikte reagiert.

Später kommen dann berufliche Abwägungen hinzu. Mitunter sehen sich Menschen mit Typ-1-Diabetes unter Druck, einen Kompromiss aus guter Stoffwechsel-Einstellung und Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz finden zu müssen. Vor bestimmten beruflichen Terminen werden hohe Blutzuckerwerte dann bewusst in Kauf genommen, um vor anderen nicht essen oder messen zu müssen, hat Grimshaw beobachtet. “Solche Fragen stellen sich für Menschen ohne Diabetes nicht.”

Auch die Diagnose Typ-2-Diabetes kann Depressionen auslösen oder verstärken. Bei dieser Erkrankung sind meist Umstellungen des Lebensstils erforderlich, die von manchen Betroffenen als Einschränkung empfunden werden. Einige entwickeln Schuldgefühle, dass sie durch zu wenig Bewegung oder auch durch ungesunde Ernährung zum Auftreten der Erkrankung beigetragen haben. In der Therapie kann es zu Frust-Erlebnissen kommen, wenn zum Beispiel das Abnehmen nicht gelingt oder die Werte trotz erhöhter Disziplin nicht besser werden. Außerdem spielt Angst eine Rolle beim Auftreten von Depressionen – einige fürchten sich vor Folgeerkrankungen, andere vor den Nebenwirkungen von Medikamenten oder vor einer Insulintherapie.

Nicht zuletzt kann das soziale Umfeld von Menschen mit Diabetes das Stress-Empfinden der Betroffenen unabsichtlich verstärken. Um Vorwürfe oder Belehrungen zu vermeiden, verheimlichen viele Menschen mit Typ-2-Diabetes ihre Erkrankung im Freundes- oder Kollegenkreis. “Das ist sehr schwierig und kann zum Stress beitragen”, erläutert Grimshaw. In der Familie und im unmittelbaren Umfeld eines Menschen mit Diabetes gilt es, ein gesundes Maß an Unterstützung zu finden. Übertriebene Fürsorge kann ähnlich belastend sein wie das komplette Ignorieren der Erkrankung.

Praxen fällt bedeutende Aufgabe zu
Damit psychische Probleme infolge einer Diabetes-Erkrankung erkannt und behandelt werden können, kommt es auch auf die Hausärzte und Schwerpunktpraxen an. Menschen mit Diabetes sollten einmal pro Jahr einen standardisierten Fragebogen von ihrer Arztpraxis erhalten, um auf eine mögliche Depression gescreent zu werden. Da einige Symptome auch durch hohe Blutzuckerwerte ausgelöst werden können, ist es manchmal nicht einfach, eine psychische Ursache zu erkennen. Bei einer Überzuckerung (Hyperglykämie) fühlen sich Betroffene häufig ebenfalls müde, unmotiviert und ausgebrannt, erläutert Grimshaw. Was die Hauptursache der Beschwerden ist, lässt sich mitunter erst im Gespräch klären.
Wichtig sei es in jedem Fall, dass sich in der Praxis Zeit für die Patienten genommen wird. Nicht selten kommen Betroffene mit mehr Fragen vom Arzttermin zurück, als sie mit dorthin genommen haben, sagt der Fachpsychologe. Wenn sich die Diabetologin oder der Diabetologe hingegen Zeit genommen und auch zugehört habe, erhöhe das in der Regel die Motivation des Patienten zum Mitmachen. Grimshaw empfiehlt überdies, mit den Betroffenen Therapie-Optionen zu besprechen und sie über die Art der Behandlung mitentscheiden zu lassen. Wenn trotz ausführlicher Beratung und Behandlung keine Besserung eintritt, sollte das Überweisen in eine Klinik erwogen werden, so sein Appell.

Herzliche Grüße
Ihr Team der podologie heringsdorf

Quelle: Diabetes-Journal, 2023; 72 (2) Seite 10-11


Diabetes-durch-Schlafmangel-08.04.24.jpg

Schlafmangel erhöht das Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Eine gesunde Ernährung kann es senken. Beide Risiken lassen sich nach den Ergebnissen einer Studie in JAMA Network Open (2024; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.1147) jedoch nicht gegeneinander aufrechnen.

Schlafmangel gehört bei vielen Menschen heute zum Lebensstil. Es gibt viel zu viele Dinge zu entdecken, als die Zeit mit Schlafen im Bett zu verbringen. Doch der Verzicht auf die nächtlichen Ruhephasen fordert seinen Preis. Dazu gehört ein erhöhtes Risiko, frühzeitig an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Das erhöhte Risiko ist durch epidemiologische Studien gut dokumentiert. In Laborstudien wurden mehrere Mechanismen gefunden. Schlafmangel beeinträchtigte bei den Versuchstieren die Insulin¬sensi¬tivität und verminderte die Nutzung von Glukose in den Mitochondrien. Auch die erhöhte Aktivität des sympathischen Nervensystems und Veränderungen im Darmmikrobiom könnten eine Rolle spielen.

Viele Menschen haben in den vergangenen Jahren eine gesunde Ernährung für sich entdeckt. Dazu gehören Einschränkungen bei rotem Fleisch und den daraus hergestellten Wurstwaren, dafür mehr Ost und Gemüse und hin und wieder Fisch. Diese Ernährung könnte jüngere Menschen später vor einem Typ-2-Diabetes schützen. Könnte dies das Risiko durch einen Schlagmangel dadurch ausgleichen?

Ein Team um Christian Benedict von der Universität Uppsala hat hierzu die Daten der UK Biobank ausgewer¬tet. Die (im Alter von 38 bis 71 Jahren nicht mehr ganz so jungen) Teilnehmer hatten zwischen 2006 und 2010 auch Fragebögen zu ihrer Ernährung ausgefüllt, und sie waren zu ihrer Schlafdauer befragt worden.

Zunächst konnten die Forscher die Auswirkungen des Schlafmangels auf das Diabetesrisiko bestätigen. Teil¬nehmer, die nur 5 Stunden in der Nacht schliefen, waren in den folgenden 12,5 Jahren zu 64 % häufiger an einem Typ-2-Diabetes erkrankt. Bei einer Schlafdauer von 3 bis 4 Stunden war das Risiko sogar um den Faktor 2,52 erhöht. In einer adjustier¬ten Analyse verminderten sich die Hazard Ratios zwar auf 1,16 (95-%-Konfidenzintervall 1,05-1,28) und 1,41 (1,19-1,68), doch der Einfluss des fehlenden Schlafs auf das Diabetesrisiko war eindeutig.

Gleichzeitig bestätigten sich die erwarteten Auswirkungen einer gesunden Ernährung. Jeder Punkt auf einem gesunden „Healthy diet score“ war mit einem niedrigeren Risiko verbunden. Bei einem Maximal¬wert von 5 Punkten waren die Teilnehmer zu 47 % seltener an einem Typ-2-Diabetes erkrankt. In der adjustierten Analyse blieb es bei einer Reduktion um 25 % (Hazard Ratio 0,75; 0,63-0,88). Doch miteinander verrechnen ließen sich die Risiken nicht. Auch bei einem maximalen Punktwert im „Healthy diet score“ waren kurze Nächte mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden. Die Hazard Ratios waren mit 1,40 (1,10-1,87) bei 5 Stunden Schlaf und mit 1,91 (1,27-2,93) bei 3 bis 4 Stunden Schlaf deutlich erhöht.

Die Ergebnisse stellen für Benedict infrage, dass eine gesunde Ernährung das durch Schlafmangel bedingte Risiko auf einen Typ-2-Diabetes ausgleichen kann. Da es sich um die erste Studie zu diesem Thema handelt, bleibt abzuwarten, ob künftige Studien die Ergebnisse bestätigen werden.

Herzliche Grüße
Ihr Team der podologie heringsdorf

Quelle: ©rme/aerzteblatt.de


Zuckersteuer.jpeg

Eine Extrasteuer auf zuckergesüßte Getränke, ähnlich wie in Großbritannien oder Mexiko, würde in Deutschland dazu führen, dass Erwachsene jeden Tag weniger Zucker zu sich nehmen würden.

Es gäbe weniger Fälle von Typ-2-Diabetes, der koronaren Herzkrankheit (KHK), weniger Schlaganfälle und es ließen sich Milliarden Euro einsparen. Das sind die Ergebnisse einer Modellierungsstudie der TU München, die jetzt in PLOS Medicine veröffentlicht wurden. Viele weit verbreitete Krankheiten wie Adipositas, Typ-2-Diabetes, KHK und auch manche Krebserkrankungen lassen sich auf einen erhöhten Konsum von Zucker zurückführen. Die WHO plädiert für eine Steuer auf zu¬ckergesüßte Getränke mit dem Argument, dass gerade Limonaden und andere Softdrinks für den Überkonsum von Zucker verantwortlich seien.

In Deutschland gibt es bislang keine derartige Steuer, nur freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie. Aber mehr als 100 Länder haben bereits verschiedene Arten der Zuckersteuer eingeführt.

In Großbritannien gibt es seit 2018 die „Soft Drinks Industry Levy“, eine gestaffelte Steuer, die die Hersteller von zuckergesüßten Getränken zahlen müssen. Ab 5 Gramm Zucker pro 100 Millilitern müssen 18 Pence (umgerechnet 21 Cent) pro Liter gezahlt werden, ab 8 Gramm Zucker 24 Pence.

Mexiko verfolgt ein anderes Modell der Zuckersteuer: Seit 2014 werden zuckergesüßte Getränke um circa 10 % besteuert, sodass die Getränke teurer und dadurch seltener gekauft werden.

Politik sollte die Größenordnung möglicher Gewinne kennen
„Diese neue Studie zeigt für Deutschland so umfassend wie noch nie die Größenordnung der gesundheitli¬chen Gewinne für die Bevölkerung und der finanziellen Gewinne für die Volkswirtschaft aus einer verringer¬ten Zahl von Adipositas-, Herz- und Typ-2-Diabetes-Erkrankungen sowie Schlaganfällen, die eine klug gestal¬te¬te Zuckersteuer herbeiführen könnte“, sagte Michael Stolpe, Leiter des Projektbereichs Globale Gesundheits¬ökonomie am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. „Die Größenordnung dieser gesundheitlichen und finan-ziellen Gewinne sollte die Politik kennen.“

Erstautor Karl M. F. Emmert-Fees und seine Kollegen untersuchten nicht nur, wie sich eine Steuer auf zucker¬ge¬süßte Getränke in Deutschland auf die Gesundheit von Erwachsenen im Alter von 30-90 Jahren auswirken würde. Sie modellierten auch die möglichen wirtschaftlichen Konsequenzen. Dafür spielten sie unterschiedliche Versteuerungsszenarien durch. Entweder werden die zuckergesüßten Getränke selbst um 20 % besteuert, wodurch diese weniger gekauft werden – ähnlich wie in Mexiko. Oder Unternehmen werden durch eine gestaffelte Steuer dazu angehalten, den Zuckergehalt in den Getränken zu reduzieren – nach dem Vorbild von Großbritannien.

Jüngere Menschen trinken viel mehr zuckergesüßte Getränke
Die Beschränkung auf Erwachsene im Alter ab 30 Jahren ist für Hans Hauner, Direktor des Else-Kröner-Fre¬se¬nius-Zentrums für Ernährungsmedizin, Technische Universität München, eine große Einschränkung der Studie.

„Die Hauptgruppe der Konsumenten zuckergesüßter Getränke – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – ist in dieser Analyse nicht enthalten“, sagt er. „Für Stichproben im Alter unter 30 Jahren liegen aber in Deutsch¬land keine geeigneten Daten vor.“

Tatsächlich trinken Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Schnitt täglich 300-700 Milliliter zucker¬gesüßte Getränke, und damit das 5- bis 10-Fache des Konsums von Menschen im Alter über 30 Jahren. „Diese Gruppe muss genauso mit gesundheitlichen Konsequenzen des hohen Zuckerkonsums rechnen. Die zucker¬bedingten Zusatzbelastungen und -kosten dürften ungleich höher sein als für ältere Menschen“, so Hauner. Vor diesem Hintergrund würden die tatsächlichen Folgen des hohen Zuckerkonsums und eventueller Besteu¬erungsaktivitäten für die deutsche Bevölkerung eher deutlich unterschätzt, vermutet der Ernährungsmedi¬ziner.

Mögliche Vorteile von zwei Besteuerungsmodellen
Die Ergebnisse der Modellierungen zeigten, dass bei einer Besteuerung zuckergesüßter Getränke (ohne Saft) über die nächsten 20 Jahre
* erwachsene Personen 1 Gramm Zucker pro Tag weniger zu sich nehmen,
* 132.100 Typ-2-Diabetes-Erkrankungen verhindert,
* 39.200 KHK-Fälle vermieden,
* 1.900 Schlaganfälle verhindert,
* 31.600 Fälle von Adipositas vermieden und
* etwa 9,6 Milliarden Euro im Gesundheits- und Sozialwesen eingespart würden.

Bei der gestaffelten Steuer für Unternehmen würden sogar
* 2,34 Gramm weniger Zucker pro Tag konsumiert,
* 244.100 Typ-2-Diabetes-Erkrankungen verhindert,
* 69.800 KHK-Fälle vermieden,
* 3.400 Schlaganfälle verhindert,
* 72.300 Fälle von Adipositas verhindert und
* circa 16 Milliarden Euro eingespart werden.

„Eine Reduktion des Zuckerverbrauchs um wenige Gramm pro Person klingt nicht nach viel – rein statistisch liegt der Zuckerkonsum in Deutschland bei täglich etwa 95 Gramm pro Kopf“, räumte Seniorautor Michael Laxy ein. „Dabei muss man aber bedenken, dass es innerhalb der Bevölkerung große Unterschiede beim Konsum von Softdrinks gibt. Manche Menschen trinken sie in größeren Mengen, andere dafür nie. Entsprechend stärker wäre die Verringerung des Zuckerkonsums für die Menschen, die viel Softdrinks konsumieren.“

Zuckersteuer ist „der deutschen Politik zu empfehlen“
Deshalb lautet die Schlussfolgerung der Autoren: Eine Steuer auf zuckergesüßte Getränke könnte in Deutsch¬land die nationale Belastung durch nicht übertragbare Krankheiten reduzieren und der Gesellschaft eine er¬hebliche Menge an Kosten ersparen. Eine gestaffelte Besteuerung, die die Reduktion des Zuckergehalts in den Limonaden fördern soll, könnte dabei einen stärkeren Effekt haben als eine Steuer, die das Konsumverhalten durch erhöhte Preise verändern soll. Gesundheitsökonom Stolpe schlussfolgert aus diesen Ergebnissen ganz ähnlich, dass „die Einführung einer Zuckersteuer wirksam und der deutschen Politik zu empfehlen ist“. Darüber hinaus könnten Werbeverbote, wie sie für Zigaretten eingeführt wurden, helfen, den Zuckerkonsum zu verringern.

Weitere Maßnahmen gegen Ausweichphänomene nötig
Er warnt aber auch vor unerwünschten Nebenwirkungen einer Zuckersteuer nur auf Getränke. „Eine isolierte Besteuerung zuckerhaltiger Getränke könnte mittelfristig zu einem verstärkten Konsum zuckerhaltiger Snacks und anderer nicht-flüssiger zuckerhaltiger Lebensmittel führen“, sagt er. „Gewinnorientierte Unternehmen der Lebensmittelindustrie könnten zudem das Marketing solcher zuckerhal¬tiger Alternativen verstärken. Dies könnte mittel- bis langfristig dazu beitragen, dass der Pro-Kopf-Konsum von Zucker weniger stark sinkt oder dass es sogar eine Art Rebound-Effekt gibt.“

Auch Ernährungsmediziner Hauner geht davon aus, dass es „Ausweichphänomene“ geben würde. Möglicher¬weise müssten auch süßstoffgesüßte ähnlich wie zuckergesüßte Getränke extra besteuert werden – in eini¬gen Ländern wird das bereits gemacht. Ähnliches gilt für zuckerhaltige Lebensmittel. Hauner betont aber auch, dass es „durchaus Evidenz aus Regio¬nen gibt, in denen eine Zuckersteuer eingeführt wurde und in denen der Zuckerkonsum insgesamt gesunken ist“.

„Ob eine Besteuerung von Softdrinks für Deutschland sinnvoll ist, muss die Politik entscheiden“, sagte Laxy. „Wir wollen mit unserer Studie sachliche Argumente für diese Debatte liefern. Unsere Studie zeigt, dass eine Abgabe beziehungsweise eine Steuer auf gezuckerte Getränke eine relevante Maßnahme zur Prävention von Übergewicht, Diabetes und Herzerkrankungen darstellt.“ © nec/aerzteblatt.de

Herzliche Grüße
Ihr Team der podologie heringsdorf

Quelle: www.aerzteblatt.de


Diabetisches-Fußsyndrom-Amputationen-vermeidbar-05.09.23.jpg

Der Diabetes mellitus ist die häufigste Ursache für Amputationen an den unteren Extremitäten. Dabei kann eine rechtzeitige Therapie in qualifizierten Zentren viele Amputationen verhindern. Dafür ist ein regelmäßiger Fußcheck durch spezialisierte Podologinnen notwendig.

So sind Kenntnis und Verständnis des multifaktoriellen Krankheitsbildes Diabetisches Fußsyndrom (DFS) essenziell, um bereits ein Erstulkus effektiv zu vermeiden. Nationalen wie internationalen Ergebnissen zufolge lassen sich durch eine frühzeitige, strukturierte und interdisziplinär abgestimmte Behandlung maßgeblich komplizierte Verläufe und letztendlich unnötige Amputationen verhindern.

Nach verfügbaren Versichertendaten liegt die Prävalenz für das DFS in der BRD bei 6,2–10 %. Demnach befinden sich ungefähr 600 000 Patientinnen und Patienten jedes Jahr in Deutschland wegen eines aktiven DFS in Behandlung. Etwa 70 % aller Major-Amputationen, das heißt auf Höhe von Unterschenkel, Knie oder Oberschenkel beziehungsweise oberhalb der Sprunggelenke, werden bei Menschen mit Diabetes durchgeführt – circa 8 500 hohe Amputationen pro Jahr. Mehr als 85 % aller Minor-Amputationen, das heißt unterhalb der Sprunggelenke, betreffen Menschen mit Diabetes – etwa 30 400 pro Jahr. Neben den teils dramatischen Folgen für jeden Einzelnen sind das nicht zuletzt auch erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem.

Risiken kennen und verstehen
Warum sind gerade Personen mit Diabetes mellitus offensichtlich so amputationsgefährdet? Beim DFS handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen, das sich auf dem Boden einer diabetischen Polyneuropathie (PNP) entwickelt. In etwa der Hälfte der Fälle kommt erschwerend eine klinisch relevante periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) hinzu. Während beim Gesunden schmerzreflektorische Schutzreflexe automatisch zu Schonhaltungen führen, gehen im Zuge der sensorischen Neuropathie die Empfindungen für Schmerz, Druck und Temperatur verloren. Der Verlust dieser schützenden Wahrnehmungen ist es vor allem, der diese Patientinnen und Patienten so gefährdet.

Entscheidend für die Vermeidung von Amputationen ist es, bereits das Erstulkus zu verhindern. Um das zu erreichen, ist die frühzeitige Identifikation von Risiko- und Hochrisikofüßen im Rahmen der regelmäßigen Fußuntersuchungen essenziell. Sie müssen erfahren, was es für sie bedeutet, wenn sich in der schon seit mehreren Jahren durchgeführten Untersuchung erstmals ein ausgefallenes Druck- oder Temperaturempfinden feststellen lässt, unter anderem:

– Nicht mehr barfuß oder nur in Strümpfen laufen
– Keine unkontrollierten Wärmequellen nutzen
– Schuhe nicht nach Gefühl, sondern nach Ausmessen und objektiver Kontrolle kaufen
– Schuhe nicht einfach nur anziehen, sondern regelmäßig vor dem Anziehen durch Umdrehen und Durchfahren mit der Hand prüfen, ob nicht etwa unbemerkt ein Fremdkörper im Schuh steckt

Idealerweise werden die Füße, die jetzt als Risikofüße für die Entwicklung eines aktiven DFS einzustufen sind, von nun an täglich inspiziert. Bestenfalls übernimmt ein Familienmitglied die regelmäßige zusätzliche Fremdkontrolle.

Eine frühzeitige Behandlung mit definierten Behandlungspfaden vermag die Amputationsrate signifikant zu reduzieren. Alle Menschen mit einem (aktiven) Diabetischen Fußulkus sollten daher an ein multidisziplinäres Fußbehandlungsteam verwiesen werden – und zwar ohne Verzögerung!

Das DFS ist die häufigste Ursache für Amputationen oberhalb des Sprunggelenks in Deutschland – verbunden mit einem hohen Mortalitätsrisiko und einem hohen Ressourcenverbrauch. So ist einer Metaanalyse zufolge mit einer 5-Jahres-Mortalität bedingt durch einen Charcot-Fuß von 29,0 % zu rechnen. Die entsprechenden Angaben für ein Diabetisches Fußulkus (DFU), Amputationen mit Teil-Fußerhalt (minor) und Amputationen ohne Fußerhalt (major) liegen noch höher: bei 30,5, 46,2 beziehungsweise 56,6 %. Im Zusammenhang mit einer DFS-bedingten hohen Amputation wird demnach mehr als die Hälfte der Betroffenen nach 5 Jahren nicht mehr leben. Neben dem leidvollen Schicksal des Einzelnen bedeutet die Versorgung dieser gefürchteten Komplikation des Diabetes enorme Belastungen für das Gesundheitssystem.

Obwohl es grundsätzlich das Ziel ist, Amputationen zu vermeiden, und zudem zweifelsfrei gezeigt wurde, dass die frühzeitige Behandlung die Zahl an Amputationen, minor wie major, signifikant zu reduzieren vermag, kann im Einzelfall auch eine (hohe) Amputation im Sinne des Behandlungsziels die bessere Therapieentscheidung sein. Zum einen ist hierbei, im Sinne einer partizipativen Entscheidungsfindung, stets der (gegebenenfalls mutmaßliche) Patientenwunsch zu berücksichtigen.

Versorgung sicherstellen
Für alle Menschen mit Diabetes sollte unabhängig von der Region in der sie leben, eine ambulante sowie stationäre spezialisierte Versorgung angeboten und sichergestellt werden.

Bemühungen um den Erhalt einer Extremität bedürfen oftmals auch ein deutliches Mehr an Zeit. Aus rein finanziellen Aspekten „lohnt“ sich eine frühzeitige hohe Amputation für ein Krankenhaus mehr, als aufwendige, ressourcenverbrauchende Maßnahmen zum Beinerhalt mit langer Verweildauer. Diese (finanziellen) Fehlanreize müssen dringend korrigiert werden. So fordert die AG Diabetischer Fuß der DDG, dass die qualitätssichernden Maßnahmen im DMP Diabetes Relevanz im Vergütungssystem bekommen.

Folgende Schlussfolgerungen können gezogen werden:
– Regelmäßige Fußchecks bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus
– Frühzeitige Weiterleitung an eine spezialisierte Fußbehandlungseinrichtung
– Abgestimmtes, strukturiertes interdisziplinäres und interprofessionelles Behandlungskonzept (IRBESA-PP)
– Förderung der Zweitmeinung vor Amputationen bei DFS
– Implementierung einer qualitätssichernden Komplexpauschale DFS

Herzliche Grüße
Ihr Team der podologie heringsdorf

Quelle: www.aerzteblatt.de, Dr. med. Michael Eckhard, Univ. Diabeteszentrum Mittelhessen am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Gießen, Gesundheitszentrum Wetterau, Diabetesklinik Bad Nauheim gGmbH


Männergesundheitsbericht-21.11.22.jpg

Männer leben weniger gesundheitsbewusst und deutlich risikoreicher als Frauen. Dieses Klischee treffe auf die jüngere Generation nicht mehr zu, sagte Kurt Miller von der Klinik für Urologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin bei einer Pressekonferenz zur Präsentation des 5. Männergesundheitsberichts im Auftrag der Stiftung Männergesundheit.

In einer repräsentativen Onlinebefragung zu Gesundheit, psychischem Wohlbefinden und Rollenbildern konnte ein Team vom Marktforschungsinstitut Kantar die Antworten von mehr als 2.000 Männern und gut 1.000 Frauen im Alter von 16 bis 28 Jahren auswerten. Die Ergebnisse deuten auf einen Wandel hin: Nur noch knapp jeder vierte unter den 2.115 jungen Befragten hänge dem „alten, eingefrorenen Muster“ eines dominant-maskulinen Rollenbildes an, erläuterte die Studien¬leiterin Sabine Wolfert von Kantar. Diese Männer müssen laut Analyse am ehesten mit starken Gesundheits¬belastungen rechnen, da sie wenig auf ihren Körper und ihre psychische Belastung achteten.

Jeder dritte junge Mann trinkt regelmäßig Alkohol, bei den Frauen jede fünfte. Beim Tabakkonsum haben die jungen Frauen aufgeholt und geben eine vergleichbare Häufigkeit an: knapp 70 Prozent der Männer und Frauen haben im vergangenen Jahr gar nicht geraucht. Je älter die Befragten waren, desto häufiger rauchten sie.

Männer und Frauen legen unterschiedliche Präferenzen
Genderunterschiede stellten die Autoren der Onlinebefragung bei der gesundheitlichen Selbstfürsorge fest. Frauen gaben eher an, auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf wertzulegten (51 vs. 43 Pro¬zent und 50 vs. 45 Prozent). Männer hatten einen geringfügigen Vorsprung beim Sport und Ausgleich in Stresszeiten (38 vs. 35 Prozent und 38 vs. 30 Prozent).

Dabei liegt die Motivation, Sport zu treiben, bei Männern vor allem im Spaß und Miteinander mit Freunden. Frauen gaben eher pragmatische Gründe an: Sie wollen sich gesund und fit fühlen, gut aussehen und Stress abbauen.

Die größte Abweichung bei der Selbstfürsorge zeichnete sich beim Medienkonsum ab. Einundzwanzig Prozent der Männer bestätigten die Aussage: „Ab und zu zocke ich die ganze Nacht am Bildschirm und bin am nächsten Tag völlig gerädert.“ Bei den Frauen waren es nur acht Prozent.

Beim Blick auf die gesamte männliche Bevölkerung bemängelte die Stiftung Männergesund¬heit, dass Gesund¬heit für viele noch immer eine untergeordnete Rolle spiele. Dabei kämen etwa doppelt so viele Männer wie Frauen durch Lungenkrebs ums Leben. Und es sei davon auszugehen, dass Deutschland den europaweit höchs¬ten Anteil an depressiven Männern habe. Etwa 62 Prozent aller Männer seien übergewichtig.

Lebenserwartungen von Männern und Frauen nähern sich an
Der Urologe Miller zieht aus den Ergebnissen des Männergesundheitsberichts ein positives Fazit für die junge Generation: „Eigentlich stehen die jungen Männer nicht so schlecht da, was das allgemeine Gesundheitsver¬halten angeht.“ Derzeitig hätten Frauen eine um 4,8 Jahre längere Lebenserwartung, erläuterte Miller.

„Im Jahr 2060 bleiben laut einer Hochrechnung nur noch 3,4 Jahre Unterschied übrig.“ Der Urologe erklärt sich diesen Trend damit, dass Frauen bei den ungesunden Verhaltensweisen aufholen, etwa beim Rauchen.

Warum Männer eine geringere Lebenserwartung haben, gibt es laut dem Präsidenten der Deutschen Gesell¬schaft für Mann und Gesundheit (DGMG), Frank Sommer, viele Theorien, die sich oft auf die Genetik und äußere Einflussfaktoren bezögen, erläutert Experte Sommer. Zur Genetik: Auf dem Y-Chromosom des Mannes – Frauen besitzen zwei X-Chromosomen, Männer hingegen X und Y – sind deutlich weniger genetische Informationen kodiert als auf dem X-Chromosom. Wenn das X-Chro¬mosom des Mannes einen Schaden habe, könne das Y-Chromosom daher nicht alle Funktionen übernehmen.

Im Gegensatz zum vielzitierten Klischee, Männer seien das stärkere Geschlecht, betonte Sommer: „Wir Männer sind aus gesundheitlicher Sicht wirklich das schwächere Geschlecht.
Zudem seien Männer immer noch „Vorsorgemuffel“, so Sommer. Untersuchungen der DGMG zeigen, dass gut 59 Prozent aller Frauen, aber nur 22 Prozent aller Männer eine Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen. Langzeitstu¬dien deuteten aber darauf hin, dass allmählich mehr Männer zur Vorsorge gehen. Das sei ein langsamer, aber stetiger Trend.

Quelle: www.aerzteblatt.de


Test1.jpg

Der Herbst ist da und mit ihm die alljährliche Preisfrage: Wie schützt man sich bei Kälte und Schmuddelwetter am besten vor Erkältungen? Hilft die Einnahme von Vitamin C? Was bringt Vitamin D für die Knochen?

Fragen Sie sich auch: Wie sinnvoll sind Nahrungsergänzungsmittel?

Eine pauschale Antwort auf diese Frage kann es nicht geben. Einerseits nehmen vor allem gesundheitsbewusste Menschen solche Präparate ein, andererseits könnten sie für so manche Patientengruppe sinnvoll sein, die darauf verzichtet. „Nur etwa 30 Prozent der Menschen nehmen keine Nahrungsergänzungsmittel zu sich“, erklärt Professor Martin Smollich, Institut für Ernährungsmedizin der Uniklinik Schleswig-Holstein in Lübeck.

Die Dosis macht das Gift
Unkritisch alle möglichen Nahrungsergänzungsmittel “einzuwerfen” kann sogar gefährlich sein. Überdosiert können z. B. Vitamin D und Kalzium zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen. “Die Dosis macht das Gift” heißt es dazu auf der Internetseite der Verbraucherzentrale www.klartext-nahrungsergaenzung.de. Die auf dem Beipackzettel angegebene Tagesdosis sollte daher keinesfalls überschritten werden. Auch Wechselwirkungen mit Medikamenten sind zu beachten. Deren Wirkung kann verstärkt oder verringert werden.

Wenn Sie Fragen dazu haben oder weitere Informationen benötigen, dann rufen Sie uns gerne an oder schreiben uns eine E-Mail.

Herzliche Grüße
Ihr Team der podologie heringsdorf

Quelle: www.diabetes-news.de


Essstörungen-bei-Diabetes-10.02.22.jpg

Besonders bei jungen Patientinnen mit Typ-1-Diabetes sind Bulimie oder Magersucht verbreitet, was sehr schwere gesundheitliche Folgen haben kann. Doch auch bei Typ-2-Diabetes gibt es Essstörungen.

In der Pubertät und als junge Erwachsene erkranken Frauen mit Typ-1-Diabetes fast doppelt so häufig an einer Essstörung wie ihre Altersgenossinnen ohne Zuckerstoffwechselstörung. Vor allem Bulimie, die Ess-Brech-Sucht, kommt bei jungen Frauen mit Diabetes Typ 1 überdurchschnittlich oft vor. Dagegen ist die Magersucht (Anorexie) bei Diabetikern nicht häufiger als bei Stoffwechsel-Gesunden. Mindestens 90 Prozent aller Diabetes-Patienten mit Ess-Brech-Sucht oder Magersucht sind Frauen.

Etwas anders ist das Geschlechterverhältnis bei der Binge-Eating-Störung, bei der Betroffene während einer Heißhungerattacke unkontrolliert sehr große Mengen Essen verdrücken. Hier ist mindestens jeder dritte Patient ein Mann. Binge-Eating ist insgesamt die häufigste Essstörung bei Diabetes und betrifft vor allem übergewichtige Menschen mit Typ-2-Diabetes. Ein Binge-Eating-Problem entwickelt sich oft in einem Alter jenseits der 30.

Eine Essstörung ist eine psychische Erkrankung. Wie bei allen psychischen Leiden kommen mehrere Faktoren zusammen, aus denen sich die Krankheit entwickelt. Eine genetische Veranlagung wirkt möglicherweise mit persönlichen Faktoren zusammen. Das schlanke Schönheitsideal sowie tatsächliche oder vermeintliche gesellschaftliche Erwartungen können dazu beitragen, dass anfällige Personen ihren Körper falsch wahrnehmen und sich beispielsweise zu dick vorkommen, obwohl sie schlank sind.

Wer Diabetes hat, muss sich wegen dieser Krankheit intensiver mit dem Thema Ernährung auseinandersetzen und sollte sein Gewicht im Normalbereich halten, um die Blutzuckerwerte zu verbessern und damit das Risiko für Folgeerkrankungen zu minimieren. Womöglich trägt das etwas zur erhöhten Anfälligkeit für manche Essstörungen bei Diabetes bei.

Grundsätzlich liegt das Problem jedoch nicht beim Essen oder beim Gewicht. Eine krankhafte Ernährung ist nur der Kanal, über den sich ein seelisches Problem einen Weg bahnt. Essstörungen hängen meist mit einem niedrigen Selbstwertgefühl zusammen. Vielleicht machen junge Patienten mit Diabetes mehr Erfahrungen, die sie als verletzend oder beschämend empfinden, so dass sie sich selbst ablehnen.

Insbesondere die Magersucht ist selbst für Menschen ohne Stoffwechselerkrankung eine Gefahr. Bei einem kleinen Teil der Erkrankten bessert sich der Zustand trotz intensiver Behandlung nicht. Sie magern so sehr ab, dass sie sterben. Andere erleiden durch eine lange andauernde Unterernährung bleibende gesundheitliche Schäden. Erkrankt ein Mensch mit Diabetes an Anorexie, wächst das Risiko für dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigungen ebenso wie das Sterberisiko noch einmal diabetesbedingt.

Bei Typ-1-Diabetikern wirken sich Essstörungen oft unmittelbar auf den Zuckerstoffwechsel aus: Der Diabetes entgleist kurzfristig viel häufiger und ist auch längerfristig oft schlecht eingestellt. Darum erleiden diese Patienten vermehrt Komplikationen. Die erhöhten Blutzuckerwerte schädigen unter anderem die kleinen Blutgefäße. Nachgewiesene Folgen von jahrelang gestörtem Essen sind bei Diabetikern unter anderem Retinopathie, Nephropathie oder ein diabetisches Fußsyndrom.

Herzliche Grüße
Ihr Team der podologie heringsdorf

Quelle: apotheken-umschau.de


Diabetischer-Fuß-23.01.22.jpg

Das diabetische Fuß-Syndrom ist eine häufige Folgeerkrankung bei Diabetes. Die Füße sind bei Diabetes besonders anfällig für Verletzungen, die sich zudem eher zu gefährlichen Geschwüren entwickeln. Bei einem diabetischen Fuß-Syndrom kann im schlimmsten Fall sogar eine Amputation notwendig werden.

Füße anfälliger für kleine Verletzungen
Beim diabetischen Fuß wirken mehrere Faktoren zusammen: Ausgangspunkt sind meist geschädigte Nerven an den Füßen und Beinen – eine häufige Folge erhöhter Blutzuckerwerte. Durch die Nervenschäden nimmt die Schmerz- und Druckempfindung ab. Betroffene bemerken deshalb kleine Wunden oder andere Verletzungen häufig lange Zeit nicht. Außerdem werden die Füße häufig fehlbelastet, wodurch sich Hornhaut und Druckstellen bilden können. Zudem ist die Schweißproduktion beeinträchtigt, was die Haut an Beinen und Füßen trocken, rissig und anfällig für kleine Verletzungen macht. Liegen dann noch Durchblutungsstörungen vor, heilen diese Wunden schlechter. Einfache Verletzungen können sich so zu gefährlichen Geschwüren auswachsen, wenn eine Infektion sich ungestört ausbreitet. Weil Betroffene die Verletzungen bei geschädigten Nerven oft nicht wahrnehmen, versorgen sie diese oft nicht rechtzeitig.

Den Füßen bei Diabetes besondere Beachtung schenken
Um keine Verletzung zu übersehen, sollte jeder Mensch, der seit mehreren Jahren Diabetes hat, täglich seine Füße auf Veränderungen kontrollieren. Manche Bereiche am Fuß werden besonders strapaziert. Dort können leicht Druckstellen und später Wunden entstehen. Diese Bereiche sollten Sie besonders gut im Auge behalten und pflegen. Zusätzlich sollte ein Arzt die Füße einmal im Jahr gründlich untersuchen – auch wenn bisher keine Probleme bestehen. Der Arzt prüft dabei auch, ob möglicherweise Nerven- oder Durchblutungsstörungen vorliegen. Wer bereits ein diabetisches Fuß-Syndrom hat, sollte seine Füße je nach Risikoprofil auch häufiger ärztlich untersuchen lassen. Die Behandlung eines diabetischen Fußes ist langwierig und anspruchsvoll. Daher sollte nach Möglichkeit ein fachkundiges Team in einer zertifizierten Einrichtung zur Behandlung des diabetischen Fußes die Versorgung übernehmen.

Ursachen
Die Grundlage des diabetischen Fuß-Syndroms ist ein jahrelang überhöhter Blutzucker: Er begünstigt Schäden an den Nerven (diabetische Neuropathie) und den großen Blutgefäßen (Makroangiopathie). Diese tragen auf vielfache Weise dazu bei, dass aus einfachen Verletzungen schwere Wunden entstehen können: Sind die für Empfindungen zuständigen Nerven an den Füßen beeinträchtigt, nehmen Betroffene Verletzungen, Druck durch zu enge Schuhe, Fehlstellungen von Fuß und Zehen sowie Temperaturunterschiede schlechter wahr. Es besteht die Gefahr, dass Betroffene bestimmte Fußbereiche übermäßig belasten, was Fehlstellungen und kleine Verletzungen fördert. Eine Neuropathie kann außerdem zu einem Verlust der Schweißbildung führen. Die Haut wird trocken, rissig und leicht verletzbar. Die Risse sind ideale Eintrittspforten für Erreger, die Infektionen verursachen können. Eine verminderte Immunreaktion infolge von Durchblutungsstörungen fördert, dass diese Infektionen sich ungehindert ausbreiten.

Einfache Verletzungen können schwere Folgen haben
Häufig sind es banale Verletzungen, die zu gefährlichen Infektionen führen: etwa Druckstellen wegen zu enger Schuhe, aber auch Verbrennungen durch ein zu heißes Fußbad oder ein Heizkissen, unbemerkte Fremdkörper im Schuh, kleinste Verletzungen bei der Fußpflege – etwa beim Kürzen der Fußnägel – sowie Fußpilz. Jede Wunde am Fuß ist bereits ein Notfall und sollte rasch vom Hausarzt, Diabetologen oder in einer Fußambulanz untersucht werden. Spätestens wenn der Arzt Zeichen einer Neuropathie festgestellt hat, müssen Menschen mit Diabetes ihre gefährdeten Füße schützen. Dazu sollten sie täglich ihre Beine und Füße auf Veränderungen kontrollieren – auch zwischen den Zehen und an den Fußsohlen. Hilfestellung kann der Partner geben, ein Handspiegel tut es aber auch. Hilfsmittel wie ein Teleskoparm am Handspiegel oder ein Vergrößerungsglas können dabei unterstützen. Vor dem Anziehen sollte man die Schuhe mit der Hand auf Fremdkörper überprüfen. Wer Nerven- oder Durchblutungsstörungen an den Füßen hat, sollte auf Barfußgehen verzichten. Jede noch so kleine Verletzung, aber auch Hinweise auf Fuß- oder Nagelpilz, oder eine Verfärbung der Fußnägel erfordert die sofortige Vorstellung beim Arzt.

Quelle: Quelle: apotheken-umschau.de

Herzliche Grüße
Ihr Team der podologie heringsdorf


Diabetes-Definition-07.12.21.jpg

Der Diabetologe und Sprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Prof. Dr. Baptist Gallwitz, erklärt im Interview, weshalb es immer mehr Menschen mit Diabetes-Typ-2 gibt – und was passieren müsste, um gegenzusteuern.

Im Zusammenhang mit Diabetes ist in letzter Zeit häufig von einer Epidemie die Rede. Ist es wirklich so schlimm?
Leider ja. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bereits 2012 Diabetes zur Pandemie erklärt. Und diese Pandemie wütet bis heute. Allein in Deutschland gibt es jedes Jahr zwischen 500.000 und 600.000 neue Diabetesfälle. Derzeit leben hier mindestens 8 Millionen Menschen mit Diabetes. Man rechnet damit, dass es 2040 mindestens 12 Millionen sein werden. Und auch weltweit verzeichnen wir eine große Zunahme. Die internationale Diabetes-Föderation gibt einen Diabetes-Atlas heraus – hier erwarten wir im Dezember neue Zahlen. Derzeit geht man davon aus, dass die Zahl der Menschen mit Diabetes von derzeit knapp einer halbe Milliarde Menschen bis zum übernächsten Jahrzehnt auf 750 Millionen steigen wird, also um 50 Prozent.

Woran liegt das?
Wir leben heute in einer ganz anderen Welt als unsere Vorfahren. Menschen, die salopp gesprochen gute Futterverwerter sind, hatten als Jäger und Sammler einen Vorteil. Denn es gab wenig zu essen und sie mussten sich viel bewegen. Heute haben wir ganz andere Umweltbedingungen. Bewegung ist eher zum Luxusgut geworden, für das man im Fitnessstudio einen Monatsbeitrag zahlt. Im Arbeitsleben gibt es immer weniger Berufe, die mit körperlicher Arbeit verbunden sind. Wir verbringen viel Zeit im Sitzen und vor allem: Wir essen ganz anders. Wir nehmen mehr Kalorien zu uns als in früheren Zeiten und wir essen viel zu viele industriell hergestellte Fertigprodukte. Das führt zur Epidemie und da müssen wir gegensteuern.

Wie?
Das ist nicht nur ein medizinisches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Es reicht nicht, nur an die Einzelnen zu appellieren, dass sie ihr Verhalten ändern sollen, sondern wir brauchen eine so genannte Verhältnisprävention. Verhältnisprävention bedeutet: Man schafft eine Lebenswelt, in der die einfachere Wahl auch die gesündere Wahl ist. Es muss attraktive Angebote für Bewegung und für gesünderes Essen geben – und zwar für eine breite Bevölkerungsschicht. Konkret bedeutet das: In Kindergärten und Schulen muss mindestens eine Stunde Bewegung pro Tag garantiert sein – und zwar so, dass Kinder und Jugendliche auch Spaß daran haben. Zugleich muss es Standards für gesunde Ernährung geben, die dann auch verbindlich umgesetzt werden.

Aber wie können Standards für gesunde Ernährung umgesetzt werden?
Dass Gemüse gesünder ist als ein Schokoriegel, wissen wir doch alle. Trotzdem futtern wir zu viele Süßigkeiten. Deshalb sollten Lebensmittel unterschiedlich besteuert werden. Natürliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Getreideprodukte sollten von der Mehrwertsteuer befreit oder zumindest mit einem sehr niedrigen Satz belegt werden. Im Gegenzug könnte man auf Fertiglebensmittel aus dem Kühlregal 19 Prozent Mehrwertsteuer erheben, also etwa auf Fertigpizza und Fruchtjoghurt. Limonaden und andere Süßgetränke könnte man noch höher besteuern, mit 25 Prozent oder mehr. Die Menschen würden dadurch ihr Einkaufsverhalten ändern. Und: Die Lebensmittelindustrie würde sich darauf einstellen und andere, gesündere Rezepturen verwenden. In anderen Ländern funktioniert das bereits, etwa in Großbritannien, wo eine Zuckersteuer eingeführt wurde. Daraufhin haben einige internationale Lebensmittelkonzerne zuckerreduzierte Produkte im britischen Markt eingeführt.

In Deutschland dagegen ist in den vergangenen Jahren nicht viel passiert. Es gibt bei uns eine Nationale Diabetes-Strategie, die sogar in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurde – was uns bei der Deutschen Diabetes Gesellschaft sehr gefreut hat. Aber dann wurde nur wenig umgesetzt. Der Nutriscore wurde zwar als Nährwertkennzeichnung für Lebensmittel eingeführt, aber leider nur auf freiwilliger Basis und nicht verpflichtend, wie wir uns das gewünscht hätten – und wie es ihn in Frankreich schon länger gibt. Bislang fehlt bei uns auch eine abgestufte Mehrwertsteuer, wie ich sie eben erläutert habe und es gibt noch kein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, die speziell von Kindern konsumiert werden.

Es besteht also politischer Nachholbedarf?
Absolut. Ein Problem liegt darin, dass Gesundheitsthemen in unterschiedlichen Ministerien untergebracht sind. Der Verbraucherschutz gehört aus Sicht der DDG nicht in das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, sondern ins Gesundheitsministerium. Dort müsste es dann eine oder einen Bundesbeauftragten für die Diabetesprävention geben. Im Übrigen reichen freiwillige Appelle nicht aus. Sondern es müssen gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine Änderung möglich machen. Denn bei einer Neuerkrankungsrate von 500.000 Menschen pro Jahr laufen wir in einen ungeheuren Pandemiedruck hinein.

Wie hoch sind die Therapie- und Folgekosten der Diabetes-Behandlung?
Die Behandlungskosten für Diabetes liegen in Deutschland bei rund 21 Milliarden Euro jährlich. Davon abgesehen ist auch das individuelle Leid sehr groß – Menschen, deren Diabetes schlecht behandelt oder zu spät erkannt wird, leiden an Folgeerkrankungen und haben eine um 6 bis 10 Jahre kürzere Lebenserwartung.

Woran liegt es, dass die Erkrankung oft lange Zeit unentdeckt bleibt?
Diabetes macht am Anfang keine Symptome. Umso wichtiger ist es, dass im letzten Jahr neue Regelungen für den Check-up 35 geschaffen wurden, die wir sehr begrüßen. Menschen mit hohem Diabetesrisiko können bei dieser Vorsorgeuntersuchung ihren Nüchtern-Blutzucker messen lassen und so herausfinden, ob sie möglicherweise an Diabetes erkrankt sind. Das ist schon mal ein erster guter Schritt. Ich empfehle diese Untersuchung allen Übergewichtigen ab 35 und allen, bei denen es Diabetes-Typ-2 in der nahen Verwandtschaft gibt. Früherkennung ist absolut wichtig, denn sie kann Folgeerkrankungen verhindern. Und am Anfang besteht zudem die Chance, eine Remission des Diabetes zu erreichen. Remission bedeutet, dass man mit nichtmedikamentösen Lebensstilveränderungen viel erreichen kann, manchmal auch, dass sich der Stoffwechsel wieder normalisiert. Diese Diabetes-Remission kann unterschiedlich lange anhalten. Meistens schreitet die Erkrankung allerdings irgendwann doch fort – und dann braucht man Medikamente und muss sich täglich um seine Stoffwechsel-Einstellung kümmern, weil sich ansonsten das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verdoppelt.

Was können wir individuell tun, um unser persönliches Diabetes-Risiko zu senken?
Vieles. Wir können Vorsorgeangebote wahrnehmen und einen gesunden Lebensstil führen. Wir können zum Beispiel überlegen: Wie kriege ich eine Stunde Bewegung pro Tag in meinem Tagesablauf unter? Auch kleine Bewegungseinheiten helfen und addieren sich. Das beginnt damit, für kurze Wege auf die Autofahrt zu verzichten und stattdessen das Fahrrad zu nehmen oder zu Fuß zu gehen. Im Büro können wir kurze Pausen dazu nutzen, um uns zu bewegen. Und wir sollten uns fragen: Wie esse ich gesund und welche Zwischenmahlzeiten könnte ich weglassen?

Quelle: Redaktion Pharma Fakten | Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) | Cornelia Meier

Herzliche Grüße
Ihr Team der podologie heringsdorf


Fersenschmerz.jpg

Überlastungsschäden an der Achillessehne sind bekannte Schwachpunkte im Bereich der Ferse. Oft mit dabei: entzündete Schleimbeutel. Aber auch Reizungen der Fußsohlensehne – sie verläuft unter der Fußsohle, zwischen Fersenbein und Zehen, spielen bei Fersenschmerzen eine wichtige Rolle.

Als Schmerzquelle eher überbewertet erscheinen dagegen Fersensporne. Sie entstehen am Ansatz der Achillessehne oben am Fersenbein oder am Ursprung der Fußsohlensehne weiter unten am Fersenbein.

Sporne im Fußsohlenbereich kommen recht häufig vor. Doch bei weniger als der Hälfte der Betroffenen ist der Kalkdorn tatsächlich für die oftmals bohrenden Schmerzen an der Ferse verantwortlich.

Ebenfalls mit von der Partie als Schmerzursachen an der Ferse: Bänderschwäche am Fuß, Fußfehlstellungen wie Knick-Senkfuß, bei dem die veränderte Stellung des Fersenbeins vermehrt Druck auf den Sehnensatz überträgt, sodann einseitige Fußbelastungen durch fehlbeanspruchte Muskeln – und zwar nicht nur am Fuß, sondern auch an den Knien, Hüften oder am Rumpf.

Schließlich können Schädigungen von Nerven am Bein oder Fuß die Schmerzursache sein. Hier kommen wiederum unterschiedliche Ursachen zum Tragen, etwa Einengung eines Nervs bei der Passage anatomischer Engstellen (Nervenkompressionssyndrom).

Wenn Sie Fersenschmerzen haben, konsultieren Sie bitte Ihren Arzt oder kommen in unsere Praxis.

Herzliche Grüße
Ihr Team der podologie heringsdorf

Quelle: www.apotheken-umschau.de


© Podologie Heringsdorf. Alle Rechte vorbehalten. AGBImpressum – Datenschutzerklärung